Wie Impact-Logik Sicherheit fördert, auch in der Zeitenwende

16. März 2022

Es gibt eine neue Unsicherheit für Europa. Schmerzlich und mit Nachdruck sind wir daran erinnert worden, dass nicht nur Pandemien, Flüchtlinge, Finanzmarktkrisen und Staatsverschuldung Auswirkungen auf unser Leben und unsere wirtschaftliche Entwicklung haben, sondern auch wieder der alte Systemkampf zwischen Ost und West.

Ist das eine Zeitenwende? Für Menschen, die sich nur an die letzten 25 Jahre erinnern können oder wollen, sicherlich. Aber es ist auf jeden Fall ein Weckruf, dass wir uns mit Gendersternchen und einer einseitigen, CO2-fixierten Politik offenbar nur mit einer Teilwirklichkeit beschäftigt haben.

Globalisierung setzt kooperative, starke Staaten voraus

Und es ist eben nicht einfach so, dass der kalte Krieg wieder da ist. Mit China bestimmt ein neuer Spieler einen Teil der Regeln.

Wir sind nicht mehr in den 1950er Jahren, in denen Unternehmen vor allem national geprägt waren und aus ihrer national verwurzelten Rolle weltweiten Handel mit anderen Märkten betrieben haben. Globalisierung war nach dem zweiten Weltkrieg vor allem Handel von Rohstoffen und Endprodukten. Über den Handel mit Endprodukten konnten nationale Unternehmen Märkte und damit ihren Umsatz vergrößern. Bei einem Großteil der Rohstoffe ging es um Energie, vor allem Erdöl. Und die USA haben mehrere Kriege begonnen, um die westlichen Interessen zu wahren.

Wir sind auch nicht mehr in den 1980er und 1990er Jahren, in den wir begonnen haben Globalisierung neu zu denken, indem wir dank Digitalisierung Lieferketten über nationale Staatsgrenzen hinweg aufgebaut haben. Mit Vernetzung und digitaler Technologie konnten wir die Logistik immer weiter ausbauen und preiswerte Ost-Arbeitskräfte zur Erhöhung unserer Margen in weltweite Logistikprozesse einbinden. Dafür ist der weltweite Transport von Waren auf Tages-Ebene, ein weltweites Finanzsystem zur Abwicklung und eine zuverlässige Jurisdiktion über Landesgrenzen hinaus erforderlich.

Die nationalen Staaten haben den Unternehmen eine hohe Sicherheit der Rahmenparameter zur Verfügung gestellt, damit diese Waren- und Finanztransaktionen mit Endprodukten, Rohstoffen, Zwischenprodukten und Dienstleistungen in hoher Frequenz abwickeln können.

Rebalancing – und eine Erinnerung für uns Europäer

Diese Ära ist für uns Europäer und in besonderem Maße für uns Deutsche jetzt zu Ende gegangen. Für Amerikaner, Australier und Japaner, die alle keine enge Vernetzung mit Russland und der Ukraine pflegen, hat sich dagegen so gut wie nichts geändert. Die Zeitenwende ist nur für jene angebrochen, die sich an diese Art des Handels in Europa gewöhnt haben und dachten, dass dies ohne Absicherung nationaler Interessen geht.

Es geht nicht um einen „Deutschland First“-Gedanken. Es geht um die Anerkenntnis der Voraussetzungen für stabilen Handel. Unsere Wirtschaft braucht eine nationale Identität, die die Risiken von Handel, Warenflüssen und Finanztransaktionen bewertet, schützt und vertritt. Das haben einige in den letzten 25 Jahren vergessen. Nur wenn wir nationale Interessen artikulieren, aussprechen und diskutieren, können wir ein geeintes und gestärktes Europa entwickeln. Denn europäische Politik und Interessenvertretung kann es nur geben, wenn wir nationale Interessen erkennen, die sich zu einer europäischen Vision bündeln lassen.

Es ist also keine Zeitenwende, die wir gerade erleben, sondern vielmehr eine Erinnerung, dass wir uns im Sandkasten zu sehr auf einen großen Bruder verlassen haben oder auf die Vernunft der anderen Kinder im Sandkasten.

Und es ist eine große Chance, dass wir uns unsere einseitige CO2-Fokussierung der letzten Monate überdenken und in ein größeres Bild einbetten.

Wirtschaften mit Impact-Logik und Sicherheit 

Wir sollten die schmerzlichen Ereignisse in der Ukraine und deren Folgen als Chance begreifen und die Rettung des Planeten nicht mehr nur starr durch die CO2-Brille sehen.

Die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN sind immer noch wichtig und geben uns weiterhin einen guten Rahmen. Daran hat auch Putin nichts geändert.

Wenn wir diese UN-Ziele in Zukunft weiterhin verfolgen wollen – und das sollten wir – dann müssen wir Sicherheit als Rahmenbedingung einplanen. Und für Sicherheit können eben nicht nationale Staaten allein sorgen. Wir haben als Investoren, Unternehmer und Manager eine Verantwortung, wie wir Prozesse aufsetzen.

Es ist fahrlässig, sich auf fragile Lieferketten zu verlassen und zu hoffen, dass alles gut geht. Wir müssen auch in der Wirtschaft mit Redundanzen planen, um Resilienz zu erreichen. Wir müssen Sicherheit als etwas begreifen, das Unternehmen und nationale Staaten nur mit vereinten und abgestimmten Maßnahmen erreichen können – und das auch nicht zu 100 Prozent. Insofern sind die Sanktionen von Wirtschaft und Staaten ein positives Signal, die wir in den nächsten Wochen weiter entwickeln müssen.

Die Welt jeden Tag besser zu machen, bedeutet nicht nur Einführung von Gendersternchen und die einseitige Reduktion von CO2-Ausstoß. Im Folgenden sind einige der 17 Nachhaltigkeitsziele der UN aufgeführt, die wir eben auch nicht aus den Augen verlieren dürfen:

  • Hochwertige Bildung
  • Bezahlbare und saubere Energie
  • Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  • Nachhaltige Städte und Gemeinden
  • Nachhaltige/r Konsum und Produktion
  • Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen 

Die meisten dieser Ziele können wir nur gemeinsam mit Wirtschaft und Staat erreichen. 

Impact-Logik bedeutet, dass wir uns bei unserem wirtschaftlichen Handeln konkrete messbare Ziele setzen und diese mit Ausdauer und nachweisbaren Ergebnissen über einen langen Zeitraum verfolgen.

Impact Investing und Impact-Unternehmertum helfen uns als Methode, die veränderten Rahmenbedingungen zu verarbeiten und zu bewältigen.

Sicherheit schaffen

Investoren, Unternehmer und Manager sollten sich darauf besinnen, dass wir Sicherheit für Handel und Wirtschaften nicht einseitig von Staaten fordern können, sondern selbst dafür handeln können und müssen.

Die Nachhaltigkeitsziele der UN fördern Sicherheit für uns Menschen, überall auf der Welt, wenn wir uns dafür einsetzen.

Als Bürger müssen wir bereit sein, dass unser Staat seine – und damit unsere – Interessen vertreten kann. Dazu gehören Abschreckung, eine Armee und Drohpotenzial, das auch wirtschaftliche Sanktionen einbezieht.

Ja, wir verspüren Unsicherheit. Ob wir eine Zeitenwende herbeireden müssen, um zu handeln, oder es Rebalancing nennen: Es gibt erprobte Methoden, wie wir mit gemeinsamen Zielen, Wirtschaften und Handeln wieder mehr Sicherheit für uns alle erreichen können.

Quelle: https://pixabay.com/de/photos/rapsbl%c3%bcte-rapsfeld-raps-landschaft-502973/
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